| Die wissenschaftliche
      Psychologie, die "Lehre von den Erscheinungen und Zuständen des
      bewussten und unbewussten Seelenlebens" (DUDEN Herkunftswörterbuch),
      nahm ihren Ursprung im späten 18. Jahrhundert. Auf diese Zeit geht auch
      ihr Name zurück, der aus Ableitungen der griechischen Wörter "psyche"
      (= Atem / Seele) und "logos" (= Wort / Gedanke) zusammengesetzt
      ist. 1782 verfasste der Autor und damalige Konrektor des Berliner
      Gymnasiums zum Grauen Kloster, Karl Philipp Moritz, den Aufruf zur
      Gründung eines "Magazin zur Erfahrungsseelenkunde". Es erschien
      zehn Jahre lang bis zum Tod seines Gründers. Dessen berühmter
      "psychologische" Roman » Anton Reiser « (unvollendet)
      montiert in vier Bänden die Erkenntnisse, welche in der Zeitschrift
      gesammelt wurden, sowie eigene, vielfach autobiographische Erfahrungen des
      Autors zu einer bedrückenden entwicklungspsychologischen
      Lebensgeschichte. Viele berühme Zeitgenossen und Persönlichkeiten der ersten Hälfte
      des 19. Jahrhunderts trugen mit ihren Erkenntnissen zur Entstehung früher
      psychologischer Vorstellungen bei: Der Anatom Franz Joseph Gall,
      der psychische Zustände und Regungen an der Schädelform erkennen zu
      können glaubte; der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der u.a.
      seine Höhenangst mit detailliert beschriebenen verhaltenstherapeutischen
      Maßnahmen behandelte; oder Charles Darwin, der Begründer der
      Evolutionstheorie, der sich lange mit dem Ausdruck von Emotionen
      beschäftigte. Die neue wissenschaftlich- akademische Psychologie gewann
      jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Ihr
      Ausgang waren die psycho- physikalischen Studien von Ernst Heinrich
      Weber, Hermann von Helmholtz, Gustav Theodor Fechner oder
      Wilhelm Wundt, deren Forschungen und Befunde noch heute an
      Universitäten gelehrt werden. Die Beschäftigung mit Persönlichkeit und
      Entwicklung, den heute zentralen "klassischen" Themen der
      klinischen Psychologie und Psychotherapie, begann allerdings erst im 20.
      Jahrhundert. Ihre Vertreter wie das Ehepaar Stern, Charlotte
      Bühler, Hildegard Hetzer oder Jean Piaget begründeten
      Diagnose- und Therapieformen, die in vielen universitären Schulen noch
      immer wirksam sind. Mit der Tiefenpsychologie nach Sigmund Freud, Carl
      Gustav Jung und Alfred Adler nahm die Psychotherapie eine
      Gestalt an, die bis zum heutigen Tag fortwirkt.   |   Buchcover zu K. P. Moritz» Anton Reiser «
   Ärzte / Fachärzte
 Andere Berufe
 Selbstdiagnose
 Entbehrlich
 | 
  
    |  | Fachrichtungen der Psychologie |  | 
  
    |  
 Diagnostische Erfassung der
      Kernsymptome Weiterführende
      interessante Informationen | Unter den verschiedenen Disziplinen der  Psychologie und Psychotherapie
      sind - gleich Fachärzten - die Vertreter verschiedener Richtungen bzw. Schulen den
      Inhalten ihrer Ausbildung und Tätigkeit nach für die Stellung der
      Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung geeignet. Unter den Fachrichtungen der Psychologie sollten die Klinischen
      Psychologen sowie die Entwicklungspsychologen grundsätzlich
      durch Studium und Arbeit mit dem Störungsbild vertraut sein. Im
      therapeutischen Alltag haben diese Richtungen jedoch keine feste
      Bedeutung. Hier ist bedauerlicherweise auch nach der Verabschiedung des
      deutschen Psychotherapeutengesetztes (PsychThG) für die Patienten de
      facto kaum etwas klarer und verlässlicher als zuvor. Unter den heute zugelassenen
      Psychotherapeuten sind fast ausschließlich die bereits früher im
      Delegationsverfahren (d.h. auf Verschreibung der Ärzte) tätigen
      Psychotherapeuten wieder "am Markt" - nun durch Gesetzgebung und
      die restriktive Kassenzulassung vor dem bisweilen besseren Nachwuchs
      geschützt. Betrachtet man die zugelassenen Therapieschulen, die sich
      letztlich mehr in der Therapieform als den diagnostischen Standards
      unterscheiden sollten, so sind v.a. im Kindes- und Jugendalter Verhaltenstherapeuten
      den Vertretern humanistischer und tiefenpsychologischer
      Verfahren vorzuziehen. Gerade letztere haben sich in Person einzelner,
      auch recht prominenter Therapeuten durch z.T. fragwürdige Mutmaßungen
      oder gar Behauptungen zur Ursache der Hyperkinetischen Störung auch
      diagnostisch disqualifiziert.   | 
  
    | Im Alltag verschwindet die Therapieschule jedoch meist hinter der
      Persönlichkeit des Therapeuten. Ungeachtet der hier angeführten
      Vorüberlegungen sollte bei der Wahl des Diagnostikers wie auch des
      Therapeuten daher die eigene kritische Einschätzung der fachlichen wie
      menschlichen Qualitäten des Arztes oder Psychologen im Mittelpunkt
      stehen. Wichtig ist bereits beim Stellen der Diagnose nicht allein das
      Wissen um die Störung, sondern v.a. auch die Hilfe, die aus den
      diagnostizierten Problemen abgeleitet wird.   |  | 
  
    |   Fragebogen für Kinder Fragebogen für Erwachsene Neuropsych. Verfahren Aufgaben aus Intelligenztests   | Diagnostische
      Erfassung der Kernsymptomatik
      Die Kernsymptomatik der Hyperkinetischen Störung
      besteht aus Symptomen der Impulsivität,
      Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung. Die Symptome aller drei
      Gruppen werden bis heute primär durch Beschreibungen von Personen aus
      der Umwelt der Betroffenen bzw. der Patienten selbst erfasst. Das gilt
      insbesondere für die ärztliche Praxis, die tendenziell weniger mit
      Verfahren aus dem Bereich der Psychodiagnostik wie Tests oder
      neuropsychologischen Messgeräten vertraut ist. Aber auch viele
      Psychologen verfügen weder über die Erfahrung noch die Ausstattung zur
      standardisierten Überprüfung von Auffälligkeiten im Bereich der
      Kernsymptomatik. Ungeachtet aller klinischen Routine vieler Ärzte und
      Psychotherapeuten ist eine Diagnosestellung, die sich ausschließlich auf
      unstrukturierte Gespräche mit dem Betroffenen und seiner sozialen
      Umgebung stützt, nicht hinreichend genau, um die subjektive
      Auffälligkeit in Teilbereichen vom Vorliegen der Störung sicher
      abzugrenzen. Ein einfacher Zugang zu standardisierten und zum
      Teil auch normierten, d.h. mit einer Gruppe von unauffälligen Menschen
      vergleichbaren Daten besteht in der Anwendung von Fragebogenverfahren.
      Diese fragen das  Verhalten einer Person in bestimmten Situationen  ab; der
      Patient oder "Beobachter" (Eltern, Lehrer, Freunde) beantworten
      fest vorgegebene Fragen mit »Ja« oder »Nein« bzw. bewerten Aussagen
      über das Verhalten hinsichtlich der Stärke ihres Zutreffens auf den
      Patienten.   | 
  
    |  | Fragebogenverfahren
      für Kinder   |  | 
  
    |  Ausschnitt der CBCL 4-18
 | Child Behavior Checklist (CBCL):
      Die CBCL ist das weltweit gebräuchlichste Fragebogenverfahren zur
      Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen von
      4 bis 18 Jahren.* Sie richtet sich an die Eltern der Betroffenen und
      gliedert sich in drei Kompetenzskalen zu Schule und Freizeit sowie acht
      Syndromskalen, die einzelne Verhaltensaspekte erfassen. Für die CBCL gibt
      es Normen aus den USA, die auch in Deutschland anwendbar sind, da die
      Ergebnisse zurückhaltender als bei amerikanischen Kindern und
      Jugendlichen ausfallen. Ein eigene Skala zum Hyperkinetischen Syndrom hat
      die CBCL nicht. [* Neben der bekannten CBCL existiert auch eine CBCL 2-3
      für Kinder im Alter von 2 und 3 Jahren; darüber hinaus gibt es zur CBCL
      eine parallelisierte Jugendversion, die von Kindern und Jugendlichen
      selbst ausgefüllt wird, sowie eine Lehrerversion.]   | Gemeinsame hohe
      Werte (T>70; PR>98) auf den Syndromskalen VI Aufmerksamkeitsstörung
      und VIII Aggressives Verhalten weisen auf das Vorliegen
      einer  Hyperkinetischen Störung  hin; ist auch das Ergebnis auf Skala VII
      Delinquentes Verhalten  weit über dem Durchschnitt, so ist eine
      
      Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens gegeben bzw. zeichnet sich
      ab. | 
  
    |  US-Ausgabe der CRS
 | Conners' Rating Scale (CRS):
      Die Einschätzungsskalen von Conners sind das bekannteste Verfahren zur
      Erfassung von kindlichen Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität.
      Sie liegen für Eltern und Lehrer als Kurz- sowie Langversionen vor und
      beinhalten Verhaltensbeschreibungen, die jenen in der ICD-10 ähneln. Die
      Conners-Skalen sind in unterschiedlichen Übersetzungen auch im
      deutschsprachigen Raum im Umlauf. Brauchbare Normen gibt es hierzulande
      allerdings nicht.   | Die CRS in ihren
      diversen Versionen bieten einen guten Überblick über kindliche
      Auffälligkeiten aus dem Bereich der Hyperkinetischen Störung. Sie eignen
      sich v.a. zur Therapiekontrolle. Diagnostisch ist von Nachteil,
      dass sie sehr gezielt nach Symptomen ausschließlich dieser Störung fragen, was zur
      Überbewertung spezifischer Aspekte verführt. | 
  
    |  Ausschnitt aus dem HKS
 | Fragebogen zum Hyperkinetischen
      Syndrom und Therapieleitfaden (HKS): Der HKS, ein Verfahren, das seit
      1993 in Anwendung ist, besteht aus nur 15 Items (Fragen) und einem sehr
      kurzen Manual, das man kaum ernsthaft als Therapieleitfaden akzeptieren
      kann. Der HKS mag beim Verdacht auf das Vorliegen einer hyperkinetischen
      Störung weitere Indizien liefern - ein für sich brauchbares
      Diagnoseinstrument ist er hingegen nicht.   | Der HKS ist ein sehr
      knapper, allerdings  normierter Test  zur Erfassung von Symptomen der
      Hyperkinetischen Störung. Eine in der klinischen Praxis hinreichende
      diagnostische Genauigkeit erreicht er nicht. | 
  
    |  | Fragebogenverfahren für
      Erwachsene   |  | 
  
    |  CAARS
 | Conners' Adult ADHD Rating
      Scales (CAARS): Die CAARS sind ein recht neues Verfahren zur Diagnose
      einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im
      Erwachsenenalter. Sie liegen für die Patienten selbst in einer Kurz- und
      Langversion vor. Darüber hinaus gibt es eine Screening-Version für
      externe Beobachter der Verhaltensstörung. Die fünf Skalen der
      Kurzversion geben nicht unmittelbar die DSM-Kriterien wieder; die
      Langversion enthält zudem die Fragen des DSM-IV. Für Kurz- und
      Langversion einerseits sowie die Screening-Version andererseits gibt es in
      den USA umfangreiche Normen. Eine Übertragung des Verfahrens ins Deutsche
      wird erwogen, liegt jedoch noch nicht vor.   | Die CAARS sind ein
      gut durchdachtes, gestaltetes und normiertes Verfahren zur
      Erfassung von Symptomen der Hyperkinetischen Störung. Leider liegt eine
      Übertragung des Tests ins Deutsche bislang nicht vor. | 
  
    |  Brown ADD Scales
 | Brown ADD Scales (BADDS): Das
      Testverfahren von Thomas Brown umfasst nicht nur einen Fragebogen mit 40
      Items zum Selbstbericht, sondern auch einen umfangreichen Anamnesebogen,
      der alle für die Diagnosestellung wichtigen Bereiche (DSM-Kriterien,
      Intelligenz, andere und/oder komorbide Störungen) berücksichtigt. Für
      die Skalen des Fragebogens liegen differenzierte T-Wert-Normen vor, die
      allerdings aufgrund der geringen Anzahl Items pro Skala nicht sehr
      aussagekräftig erscheinen. Eine Gesamtskala stellt jedoch einen
      zuverlässigen Indikator für das Vorliegen einer
      Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADD [= ADS] nach DSM-IV) dar. Vom
      Fragebogen sind in deutschen Kliniken und Praxen verschiedene i.d.R. nicht
      autorisierte Übersetzungen im Umlauf.   | In der 
      psychologischen und ärztlichen Praxis sind die BAADS das brauchbarste,
      weil einzige die gesamte Krankheitsgeschichte erfassende
      Testverfahren für die Diagnose der ADD (ADS) bei Erwachsenen. Die Normen
      für die Einzelskalen sind allerdings aufgrund der geringen Anzahl Items
      pro Skala mit Vorsicht zu nutzen. | 
  
    |  Ausschnitt aus der WURS
 | Wender Utah Rating Scale (WURS):
      Die WURS sind ein recht gutes Verfahren zur retrospektiven Erfassung
      hyperkinetischen Verhaltens im Kindesalter. Das Bestehen der Störung
      bereits in Kindheit und Jugend ist nämlich eine Voraussetzung auch der
      Diagnose im Erwachsenenalter. Dazu enthält die WURS 61 Aussagen, die
      hinsichtlich ihres Zutreffens auf das Verhalten in der Kindheit vom
      Patienten selbst einzuschätzen sind. Allerdings werden zur Diagnose nur
      25 statistisch als zuverlässig ermittelte Items herangezogen. Von der
      WURS liegt seit 1997 eine autorisierte Übersetzung durch Götz-Erik Trott
      vor.   | Die WURS sind ein
      Verfahren zur rückblickenden Diagnose einer Hyperkinetischen
      Störung im Kindesalter. Die Items sind gut ausgewählt und erschweren es
      dem Patienten, eine Diagnose durch gezieltes Antworten zu begünstigen. | 
  
    |  | Einzelne Aspekte der
      Kernsymptomatik der Hyperkinetischen Störung sind auch mit neuropsychologischen
      Testverfahren messbar. Der Einsatz solcher Tests ist sinnvoll, um
      Berichte und  situative Beobachtungen durch die Ergebnisse
      standardisierter Methoden der Datenerhebung zu untermauern. Denn:
      Selbstbeherrschung und Konzentration sind nicht nur physiologisch, d.h. in
      der angeborenen Natur des Menschen vorgegeben, sondern zugleich von
      erlernbaren Strategien abhängig. Daher ist es wichtig, die entsprechenden
      natürlichen Voraussetzungen eines Menschen möglichst getrennt von
      denkbaren Einflüssen durch ungenügendes Wissen und unzureichende
      Strukturierung der Umwelt zu untersuchen. Neben meist
      computergestützten Testverfahren zur Messung von Aspekten der
      Aufmerksamkeit und Impulsivität können auch einzelne Aufgaben aus
      Intelligenztests oder Geräte zur Erfassung der motorischen Aktivität im
      Diagnoseprozess wichtige Informationen liefern.   | 
  
    |  | Neuropsychologische Verfahren   |  | 
  
    |  Screenshot des TAP 1.5
 | Testbatterie zur
      Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Die TAP ist im Grundsatz ein
      computergestützter Test zur Messung von Aufmerksamkeitsleistungen, zu
      welchen im Verständnis der Autoren auch Funktionen der Wahrnehmung und
      des Gedächtnisses zählen. Das Testverfahren zielt dabei jedoch nicht auf
      die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung im Rahmen der Hyperkinetischen
      Störung ab. Durch Frau Dr. M. Noterdaeme, Oberärztin an der
      Heckscher-Klinik München, wurden im Rahmen ihrer Habilitation jedoch
      statistische Daten für Kinder und Jugendliche ab 7 Jahren ermittelt.
      Indikatoren einer Störung der Aufmerksamkeit im Kontext einer
      Hyperkinetischen Störung sind die Subtests Geteilte Aufmerksamkeit,
      Reaktionswechsel, Visuelle Vigilanz sowie Visuelles
      Scanning. Allerdings beweisen auffällige Werte in einem oder mehreren
      der Subtests das Vorliegen der Störung nicht zweifelsfrei, wie auch
      unauffällige Werte die Diagnose eine Hyperkinetischen Störung nicht
      ausschließen. Leider sind die Normen von Frau Dr. Noterdaeme sowie ihre
      Interpretation bis heute nicht veröffentlicht.   | Mit den Normen
      für Kinder und Jugendliche von Frau Dr. Noterdaeme wird die TAP zum
      momentan einzigen brauchbaren, zuverlässigen und hinreichend genau
      normierten Testverfahren der Aufmerksamkeitsleistung bei Kindern und
      Jugendlichen. Eine gültige Messung der Aufmerksamkeit ohne technische
      Verfahren (i.d.R. unter Verwendung eines Computers) ist nicht
      möglich. Gängige "Paper-Pencil-Tests" (Tests mit Papier
      und Bleistift) wie d2 oder KLT sind hier alleine nicht aussagekräftig. | 
  
    |  Screenshot des SRKT-K
 | Selbstregulations- und
      Konzentrationstest für Kinder (SRKT-K): Der SRKT-K ist in
      Verbindung mit dem Selbstregulations-Strategientest für Kinder (SRST-K)
      des renommierten Autors Julius Kuhl ein cleveres Testverfahren zur differenzierenden
      Beurteilung mangelnder Selbstregulationsfähigkeiten bzw. -kompetenzen von
      Grundschulkindern der ersten bis vierten Klasse. Der Test verlangt dazu
      die Lösung einer Reaktionsaufgabe und lenkt die Kinder zugleich mit einem
      nebenbei ablaufenden, jedoch nicht beeinflussbaren Wettklettern von
      Klammeräffchen ab. Die Ergebnisse des SRKT-K zeigen eine statistische
      Verbindung zu Lehrerurteilen über die Vergesslichkeit, Ablenkbarkeit und
      Ausdauer der Kinder sowie Zusammenhänge mit Schulnoten und der
      Ergebnissen von Leistungstests. Einziger Wermutstropfen: Die
      DOS-Oberfläche des Testverfahrens wirkt im Zeitalter hochauflösender
      Computerspiele ein bisschen antiquiert.   | Der SRKT-K ist ein
      cleveres Verfahren zur Messung von Konzentrationsleistung, impulsiven
      Reaktionen und Ablenkbarkeit. In Einheit mit dem SRST-K ist es
      möglich, Defizite in der kindlichen Selbstregulation, wie sie für die
      Hyperkinetische Störung typisch sind, vom Mangel an erlernten brauchbaren
      Selbstregulationsstrategien zu unterscheiden. Leider ist die Oberfläche
      des Tests aus den Anfangsjahren DOS-basierter Programme und wirkt daher
      veraltet. Die Qualität von Computerspielen auf Handys wird allerdings
      erreicht. | 
  
    |  Beispiel für ein Aktometer
 | Aktometer wie das Gerät ActiTrac
      von IM-Systems erlauben die bequeme und im Alltag kaum störende
      Aufzeichnung von motorischer Bewegung z.B. der Beine. Dazu werden die
      armbanduhrgroßen und gegen äußere Einwirkungen (Schläge, Spritzwasser)
      weitgehend unempfindlichen Messgeräte einfach oberhalb des Knöchels des
      "nichtdominanten" Fußes (bei Rechtshändern der linke Fuß und
      umgekehrt) mit einem Band befestigt. In Abschnitten von wenigen Sekunden
      speichert ein Chip im Aktometer Daten über die Art und Dauer der
      Bewegung. Diese können z.B. nach einer Woche durch ein Computerprogramm
      ausgelesen und weiterverarbeitet werden. Hat man Vergleichswerte von
      anderen Personen, kann man abschätzen, inwieweit die Hyper-Aktivität
      eines Patienten tatsächlich über dem Durchschnitt der Bewegungsunruhe
      von Menschen in vergleichbaren Lebensbedingungen liegt. Eine solche
      objektive Messung der Bewegung ist v.a. dann wichtig, wenn Berichte aus
      der Umwelt der/des Betroffenen ein widersprüchliches Bild ergeben.
      Darüber hinaus lässt sich mittels Aktometer eine Kontrolle der
      Wirksamkeit von Behandlungsformen auf die Kernsymptomatik der
      Hyperaktivität vornehmen - was nicht nur für die medikamentöse Therapie
      von Interesse ist.   | Aktometer sind
      sinnvolle Messinstrumente zur objektiven Erfassung von motorischer
      Aktivität. Moderne Geräte sind klein und bequem zu tragen, d.h. sie
      behindern alltägliche Aktivitäten nicht. Die Daten können nach
      längeren Zeiträumen ausgelesen und mit dem Computer analysiert werden.
      Da Hyperaktivität je nach Lebensbedingungen ein sozial sehr
      störendes Symptom sein kann, ist die genaue Einschätzung der
      Ausprägung von Unruhe für Diagnose und Behandlung des Hyperkinetischen
      Syndroms wichtig. | 
  
    |  | Aufgaben aus Intelligenztests   |  | 
  
    |  HAWIK-III
 | Hamburg Wechsler Intelligenztest
      für Kinder - Dritte Auflage (HAWIK-III): Die Subtests Mosaik-Test
      und Figurenlegen des HAWIK-III bilden Denkleistungen ab, die bei
      Russel A.  Barkley unter dem Oberbegriff der
      "Rekonstitutionsfähigkeit" zusammengefasst werden. Damit ist
      die Fähigkeit gemeint, Handlungen, aber auch Formen selbständig zu
      analysieren und zu neuen Gestalten zu kombinieren. In diesem Sinne
      verlangen die Aufgaben des Mosaik-Tests die gedankliche Teilung
      eines Musters und seinen Nachbau durch vorgegebene Würfel. Im Fall des Figurenlegens
      muss die Testperson Puzzle legen, wobei die Vorstellung davon, was
      für eine Gestalt die Teile zusammen ergeben werden, die Aufgabe deutlich
      erleichtert. Kinder und Jugendliche, die am Hyperkinetischen Syndrom
      leiden, zeigen in beiden Subtests des HAWIK-III häufig
      unterdurchschnittliche Leistungen verglichen mit dem Gesamt-IQ. Eine
      diagnostische Sicherheit ist aus dem beobachteten Zusammenhang jedoch
      nicht abzuleiten.   | Ähnliche Aufgaben
      wie der Mosaik-Test und das Figurenlegen des HAWIK-III sind
      auch in anderen mehrdimensionalen, d.h. verschiedene Aspekte der
      intellektuellen Begabung erfassenden IQ-Tests enthalten (vgl. für
      Kinder: AID, K-ABC; für Erwachsene: HAWIE). Für Kinder mit durchschnittlicher
      und v.a. überdurchschnittlicher Begabung ist der AID 2 als
      Intelligenztest dem HAWIK-III vorzuziehen, da er neben dem besseren
      Testkonzept auch keine Übertragung aus einer anderen Sprache und einem
      abweichenden Kulturraum darstellt. | 
  
    |  Ausschnitt des AID 2
 | Adaptives Intelligenz
      Diagnostikum 2 (AID 2): Auch der AID 2, wie der HAWIK-III ein
      Intelligenztest für Kinder und Jugendliche ab Schulalter, enthält mit
      den beiden Subtests Antizipieren und Kombinieren sowie Analysieren
      und Synthetisieren Aufgaben, welche die Rekonstitutionsfähigkeit nach
      Barkley (s.o. unter HAWIK-III) überprüfen. Erstere ist dem Figurenlegen,
      zweite dem Mosaik-Test des HAWIK-III vergleichbar. Die Items von Analysieren
      und Synthetisieren des AID 2 sind insgesamt vorteilhafter, da sie fast
      ausschließlich Muster ohne Würfelgrenzen vorgeben, d.h. die
      Analysefähigkeit umfangreicher berücksichtigen.   | Der AID (2) ist in
      seiner ersten (und zweiten) Fassung ein hervorragender IQ-Test für
      Kinder und Jugendliche. Sein testtheoretisches Modell zeichnet ihn vor
      allen anderen Intelligenztests (auch jenen für Erwachsene) aus und
      gewährleistet sehr zuverlässige und genaue Ergebnisse. | 
  
    |  US-Ausgabe des K-ABC
 | Kaufman - Assessment Battery for
      Children (K-ABC): Die K-ABC ist auch im deutschsprachigen Raum
      der Standardintelligenztest v.a. für jüngere Kinder. Die Lese- und
      Schreibfertigkeit ist nur für die Zusatztests eine notwendige
      Voraussetzung. Der Subtest Nr. 6 Dreiecke ist dem Mosaik-Test
      des HAWIK-III bzw. dem Analysieren und Synthetisieren des AID
      vergleichbar. Allerdings gilt für die Items der Dreiecke die
      gleiche Einschränkung wie für die entsprechende Aufgabe des HAWIK-III
      (vgl. AID 2).   | Die K-ABC ist ein
      sehr guter Intelligenztest v.a. für jüngere Kinder sowie
      Grundschüler, die mit dem Lesen und Schreiben Probleme haben. Die
      Aussagekraft seiner Skalen für die Diagnose des Hyperkinetischen Syndroms
      ist auf den Subtest Dreiecke beschränkt. | 
  
    |  David Wechsler
 | Intelligenztests für Erwachsene
      wie der Hamburg Wechsler Intelligenztest für Erwachsene - Revision
      1991 (HAWIE-R) verfügen z.T. über vergleichbare Subtests und Skalen.
      Allerdings ist bei der Diagnose von Erwachsenen, die an einer
      Hyperkinetischen Störung leiden, die Erfassung neuropsychologischer
      Informationen meist nicht vordringlich, weil aus ihnen i.d.R. kaum
      therapeutische Maßnahmen abzuleiten sind und die Patienten meist auch
      keiner spezifischen Förderung wie betroffene Schulkinder bedürfen.
      Darüber hinaus sind - leider! - die entsprechenden Zusammenhänge bei
      Erwachsenen noch schlechter untersucht als bei Kindern und Jugendlichen.
      Dennoch sind neuropsychologische Untersuchungen und IQ-Tests bei
      Erwachsenen ein entscheidender Bestandteil der Diagnostik, um insbesondere
      andere Ursachen für Defizite in der Aufmerksamkeit und Selbststeuerung
      auszuschließen.   | Mehrdimensionale
      IQ-Tests für Erwachsene (u.a.): - Hamburg Wechsler Intelligenztest für
      Erwachsene (HAWIE-R)- Mannheimer
 Intelligenztest (MIT)
 Andere mehrdimensionale Verfahren wie der Intelligenz
      Struktur Test (IST [2000 R]) sind in ihrer Perspektive trotz mehrerer
      Subtests stark auf Aspekte eng umschriebener kognitiver Leistungen
      beschränkt und eignen sich nach bisherigen Erfahrungen wenig zur
      Absicherung der Diagnose einer Hyperkinetischen Störung  | 
  
    |   Tests zur Messung der Begabung
 Tests bei Teil- leistungsstör. Wahrnehmung und Gedächtnis Motoriktests     | Diagnostisch
      interessante Informationen, die über die Kernsymptomatik hinausgehen:
Mit der Hyperkinetischen Störung ist häufig eine Reihe von
      Auffälligkeiten verbunden, die nicht unmittelbar Ausdruck der
      Kernsymptomatik sind, jedoch mit der Störung und/oder komorbiden
      Störungen in Zusammenhang stehen. Bisweilen ist es nicht nur interessant,
      sondern notwendig, diese weitergehende Symptomatik genauer zu betrachten,
      weil sie wichtige Informationen für die Differentialdiagnostik,
      d.h. die Abgrenzung der Hyperkinetischen Störung von anderen Störungen
      bereithält. Dazu sind neben der Allgemeinen Intelligenz - die
      entgegen der Bezeichnung "allgemein" dennoch stets nur ein
      beschränktes Bild der intellektuellen Leistungsfähigkeit darstellt -
      v.a. Wahrnehmungs- und Gedächtnisleistungen sowie motorische
      Fähigkeiten von Interesse. Die große Mehrheit der hier
      gebräuchlichen Testverfahren stammt aus dem Bereich der (Neuro-)Psychologie
      und wird i.d.R. von Psychologen durchgeführt. An dieser Stelle sind
      allerdings auch medizinische Untersuchungen sehr wichtig, um
      beispielsweise physiologische Fehlfunktionen von Sinnesorganen und andere
      organische Ursachen für falsche Steuerungsprozesse von Wahrnehmung und
      Motorik auszuschließen bzw. einzugrenzen.    | 
  
    |  | Messung der Intelligenz   |  | 
  
    |  Albert Einstein im Alter von 6 Jahren
 | Mehrdimensionale
      Intelligenztests für Kinder und Jugendliche (u.a. HAWIK-III, AID 2,
      K-ABC) gehören zur Standarddiagnostik bei Verhaltensstörungen. Eine
      notwendige Voraussetzung angepassten Verhaltens ist nämlich, die
      Anforderungen der Umwelt verstehen zu können. Dazu bedarf es einer
      basalen Begabung in unterschiedlichen Bereichen der geistigen Leistung.
      Aufmerksamkeit bzw. die Fähigkeit zur Konzentration der geistigen
      Aktivität auf bestimmte Gegenstände ist ein Bestandteil der Intelligenz.
      Hyperaktivität, d.h. motorische Überaktivität kann auch ein Symptom von
      Entwicklungsstörungen oder geistiger Behinderung sein; sie wird in
      solchen Fällen meist anders als die Hyperkinetische Störung behandelt.
      Gelegentlich werden auch im Fall von Hochbegabung Symptome beschrieben,
      die denen der Hyperkinetischen Störung ähnlich sind. Unter- oder
      Überforderung allein machen jedoch nicht zwangsläufig unruhig,
      unaufmerksam oder impulsiv. Die Begabungstestung ist daher kein
      Grundpfeiler der Störungsdiagnostik, doch ergibt sie i.d.R. wichtige
      Informationen zu möglichen anderen Ursachen des auffälligen Verhaltens.
      Darüber hinaus erlaubt sie eine mit großer Vorsicht vorzunehmende
      Einschätzung der Entwicklungsperspektiven sowie der Erfolgsaussicht
      bestimmter Behandlungsformen, die der Einsichtsfähigkeit des Kindes oder
      Jugendlichen bedürfen.   | Die besten
      Intelligenztests für Kinder und Jugendliche mit mehreren
      "Dimensionen", d.h. unterschiedlichen Arten von Aufgaben sind
      (s.o.): - HAWIK-III(normalbegabte und
 unterdurchschnittlich
 begabte Kinder und
 Jugendliche)
 - AID 2
 (normal und überdurch-
 schnittlich begabte
 Kinder und Jugendliche)
 - K-ABC
 (Kinder bis 12 Jahren auf
 allen Begabungsniveaus)
 Für Kinder mit Hör- und/oder Sprech-/Sprachstörungen: - SON-R 2 1/2 - 7- SON-R 5 1/2 - 17
 (= Snijders-Oomen-
 Nonverbaler Intelligenz-
 test für Kinder und
 Jugendliche von 2-17)
 | 
  
    | Beispiele:  Ausschnitt des CPM (Raven)
  Ausschnitt des CFT2 (Cattell)
 | Eindimensionale Intelligenztests
      für Kinder und Jugendliche (u.a. SPM/APM/CPM, CFT1/CFT2) sind meist
      rasch durchführbare Testverfahren, die auf einem bestimmten
      Aufgabenprinzip beruhen. Ihr Vorteil liegt neben der geringen
      Durchführungsdauer im häufigen Verzicht auf die Testung sprachlicher
      Fähigkeiten sowie des kulturellen Wissens (Kenntnis von Sprache und
      Lebensgewohnheiten einer bestimmten Gemeinschaft). Diese IQ-Tests können
      also auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden, die in anderen
      Kulturen aufwuchsen und nicht über das Wissen eines seit seiner
      Geburt  im deutschsprachigen Raum lebenden Kindes verfügen. Nachteil
      der eindimensionalen Begabungstests ist demgegenüber ihre Beschränkung
      auf nur eine Aufgabenform. Hat ein Kind grundsätzliche Probleme,
      diese Art der Aufgabenstellung zu verstehen - meist müssen Reihen von
      Mustern oder Figuren fortgesetzt werden - oder leidet es an bestimmten
      Arten von Wahrnehmungsstörungen, so wird es in einem solchen Test
      versagen, obwohl es bei anderen Intelligenztests besser abschneiden
      würde. Eindimensionale IQ-Tests geben auch keine differenzierte Auskunft
      über Mängel in unterschiedlichen Begabungsbereichen und lassen daher
      für sich keinen Schluss auf sinnvolle Fördermaßnahmen zu.   | Gute eindimensionale
      Intelligenztests für Kinder und Jugendliche: - SPM / APM(= Standart / Advanced
 Progressive Matrices
 = Matrizentest nach
 J.C. Raven)
 - CFT2
 (= Culture Fair Intelligence
 Test nach R.B. Cattell
 = Grundintelligenztest
 Skala 2 nach C. & Weiß)
 Für SPM und APM liegen bereits seit einigen Jahren neue
      Normen vor. Die CPM wurden 2002 mit neuen Vergleichsdaten
      publiziert; sie messen bei gut bis sehr gut begabten Kindern jedoch nicht
      sehr genau. Die alten Normen der Tests (vor 1998) überschätzen die
      Intelligenz der Testpersonen. Die Normen des CFT2 wurden in den vergangen
      Jahren mehrfach überprüft und gelten als zuverlässig. | 
  
    |  Albert Einstein
 im Alter von 72 Jahren (1951)
 | Mehrdimensionale
      Intelligenztests für Erwachsene (u.a. HAWIE-R, MIT, LPS) entsprechen
      in der Konzeption vergleichbaren Tests für Kinder und Jugendliche. Da
      sich die Leistungsfähigkeit in den zwei zentralen Maßen von
      Intelligenztests - Geschwindigkeit und Genauigkeit - mit dem Älterwerden
      zu Gunsten einer langsameren, jedoch exakteren Bearbeitung der Aufgaben
      verschiebt, erbringen Testverfahren, die ohne allzu enge Zeitbegrenzung
      die Obergrenze der Leistungsfähigkeit bestimmen, ab dem Jugendalter
      stabilere Ergebnisse. Manche Intelligenztests für Erwachsene wie der 
      Mannheimer Intelligenztest  (MIT) oder das  Leistungsprüfsystem  (LPS)
      können daher bereits ab dem späten Kindesalter angewandt werden und
      verfügen über entsprechende Normen. Im Erwachsenenalter spielt die
      Überprüfung der intellektuellen Begabung bei der Diagnose einer
      Hyperkinetischen Störung allerdings kaum eine Rolle, da minderbegabte
      Personen i.d.R. mit drängenderen Problemen befasst sind und sich - v.a.
      im Fall von Hyperaktivität bei geistiger Behinderung - oft schon in
      anderweitiger Betreuung und Behandlung befinden. Auch im Fall von
      Erwachsenen gilt: Eine Unter- oder Überforderung führt nicht
      zwangsläufig zu Unruhe, Unaufmerksamkeit und impulsivem Verhalten. Zeigen
      sich im Intelligenztest Symptome einer möglichen Aufmerksamkeitsstörung,
      so sind v.a. soziale Ursachen wie stressige Lebens- und Arbeitsbedingungen
      oder mangelndes Training in Konzentration fordernden Aufgaben abzuklären,
      bevor eine Hyperkinetische Störung diagnostiziert werden sollte.   | Mehrdimensionale
      IQ-Tests für Erwachsene: - HAWIE-R (s.o.)- MIT (= Mannheimer
 Intelligenztest - 3. Aufl.)
 - LPS (= Leistungsprüfsystem
 für 10-50-jährige - 2. Aufl.)
 Eine Überprüfung der intellektuellen Begabung ist bei
      neurologischen und/oder Verhaltens-Störungen im Erwachsenenalter immer
      angezeigt. Spezifische Erkenntnisse für die Diagnose einer
      Hyperkinetischen Störung lassen sich aus den Ergebnissen jedoch kaum
      ableiten. Der Aspekt einer defizitorientierten Förderung ist bei
      Erwachsenen nur bedingt wichtig, da die Notwendigkeit schulischen Lernens
      nicht mehr in gleichem Maße wie bei Kindern und Jugendlichen gegeben ist.
      Einen Grenzbereich stellen hier allerdings die nicht selten massiven
      Einschränkungen v.a. von betroffenen jungen Erwachsenen in Ausbildung und
      Studium dar. | 
  
    |  Ausschnitt des APM (Raven)
  Ausschnitt des CFT3 (Cattell)
 | Eindimensionale Intelligenztests
      für Erwachsene (u.a. APM, CFT3) funktionieren nach dem gleichen
      Prinzip wie die entsprechenden Tests für Kinder. Daher gelten für sie
      die gleichen Vorzüge und Einschränkungen. Im Erwachsenenalter ist eine
      orientierende Überprüfung der intellektuellen Begabung oft ausreichend,
      da sie - in Verbindung mit anamnestischen Angaben (der
      "Krankengeschichte") - sowohl die basale Intelligenz als auch
      mögliche pathologische Veränderungen der Begabung anzudeuten vermag.
      Letzteres ist wichtig, da beispielsweise ein auffälliger Unterschied
      zwischen dem gemessenen IQ und der beruflichen Qualifikation auf eine
      bislang unbemerkte Degeneration, d.h. einen Abbau der kognitiven
      Leistungsfähigkeit hinweisen kann. Für solche Abbauprozesse gibt es eine
      Vielzahl möglicher Ursachen, zu denen schwerwiegende Erkrankungen,
      allerdings auch die (Spät-)Folgen von starkem Alkohol- und/oder
      Nikotinkonsum sowie der Einnahme von Drogen zählen. Vergleichbar den
      Ausführungen zu mehrdimensionalen IQ-Tests für Erwachsene gilt auch
      hier: Unterdurchschnittliche Intelligenz bedingt für die Betroffenen
      i.d.R. andere, drängendere Probleme als sie gewöhnlich durch eine
      Hyperkinetische Störung entstehen.   | Eindimensionale
      IQ-Tests für Erwachsene: - APM (= AdvancedProgressive Matrices
 nach J.C. Raven)
 - CFT3 (= Culture Faire
 Intelligence Test =
 Grundintelligenztest
 Skala 3 nach
 R.B. Cattell & R.H. Weiß)
 Die APM liegen seit 1998 in einer neuen deutschen
      Normierung vor. Sie eignen sich - neben dem Intelligenz- Struktur-Test (I-S-T
      2000 R)* nach R. Amthauer - auch zur differenzierten Messung der
      Intelligenz bei gut bis sehr gut begabten Erwachsenen. Für den CFT3 liegt
      keine aktuelle Neunormierung vor. * Mehrdimensionales, aberstark auf formal-logisches
 Denken ausgerichtetes
 Testverfahren
 | 
  
    |  | Diagnostik von
      Teilleistungsstörungen   |  | 
  
    | Beispiele:  Ausschnitt aus dem ZLT
  DEMAT 1+
 | Lese-/Rechtschreib- sowie
      Rechentests (u.a. ZLT, ZLVT, SLRT, HSP, DRT, WRT, DEMAT 1+, MT2, SRT)
      sind letztlich eine Mischung aus Intelligenz- und Leistungstest, da sie
      die Leistungsfähigkeit in einzelnen schulischen Fertigkeiten erfassen,
      die auf bestimmten Aspekten der intellektuellen Begabung aufbauen. Sie
      sind bei der Diagnostik einer Hyperkinetischen Störung im Kindes- und
      Jugendalter von Bedeutung, da sie die Grundlage von Problemen im
      schulischen Rahmen aufdecken können. Dabei geht es nicht allein um die
      Feststellung einer möglicherweise komorbiden, d.h. zur Hyperkinetischen
      Störung als eigenständige Störung hinzukommenden Teilleistungsstörung.
      Vielmehr kann das Scheitern an schulischen Anforderungen eine Reihe von
      Verhaltensweisen hervorbringen, die jenen der Hyperkinetischen Störung
      ähneln: mangelnde Konzentration und Unruhe, da die Erwartung des eigenen
      Versagens Kinder dazu verleiten kann, dem Unterricht überhaupt nicht mehr
      zu folgen sowie soziale Kontakte und Zuwendung über alternative, meist
      störende Aktivitäten zu erhalten. Obwohl eine gestörte willkürliche
      Steuerung der Aufmerksamkeit wie im Fall der Hyperkinetischen Störung den
      Erwerb schulischer Fertigkeiten stark behindern kann, sollte trotz
      überdurchschnittlich häufigem gemeinsamem Auftreten der beiden
      Störungen nicht von gleichen Ursachen oder gar einer genetisch
      festgelegten Verwandtschaft ausgegangen werden. Hinzu kommt, dass
      Schulleistungstests ungeachtet ihrer Nutzung zur Diagnose von
      Teilleistungsstörungen weniger eine grundlegende Störung messen können
      als vielmehr Aufschluss über den Lernstand des Kindes geben. Dieser
      hängt jedoch nicht allein vom Lernvermögen, der mit solchen Tests i.d.R.
      nicht zu überprüfenden Lernfähigkeit eines Kindes ab, sondern
      v.a. auch von der Qualität des Unterrichts.   | Gängige Verfahren
      in der Teilleistungsdiagnostik: - ZLT (Zürcher Lesetest)- ZLVT (Zürcher Lese-
 Verständnistest)
 - SLRT (Salzburger Lese- und
 Rechtschreibtest)
 - HSP (Hamburger
 Schreibprobe)
 - DRT (Diagnostischer
 Rechtschreibtest)
 - WRT (Weingartner
 Grundwortschatz-
 Rechtschreibtest sowie
 Westermann
 Rechtschreibtest)
 - DEMAT 1+ (Deutscher
 Mathematiktest für
 erste Klassen)
 - MT2 (Mathematiktest
 für zweite Klassen)
 - S-RT (Schweizer
 Rechentest)
 Bei Schulleistungstests ist die Anwendung aktueller und
      lokal normierter Verfahren sehr wichtig, da Schulen und Lehrpläne sich
      regional stark unterscheiden. Entscheidend für die fachgerechte Diagnose einer
      Teilleistungsstörung ist nicht das absolute Ergebnis (z.B. zu den 5 % der
      schlechtesten Schüler im Rechtschreiben zu zählen), sondern der Abstand
      der Teilleistung zum IQ, d.h. der allgemeinen Intelligenz. | 
  
    |  | Überprüfung von Wahrnehmung
      und Gedächtnis   |  | 
  
    |  US-Ausgabe des FEW
  US-Ausgabe der VOSP
  Ausschnitt aus dem SIPT
   | Wahrnehmungstests wie Frostigs
      Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung (FEW), die Testbatterie
      für visuelle Objekt- und Raumwahrnehmung (VOSP) oder der Sensory
      Integration and Praxis Test (SIPT) sind Verfahren zur Erfassung von
      einzelnen Aspekten der Wahrnehmung. Sie sind meist im Grenzbereich von
      Entwicklungstests und neuropsychologischen Tests angesiedelt, d.h. sie
      messen Fähigkeiten einerseits in Abhängigkeit vom Alter, andererseits
      jedoch auch im Vergleich von Personengruppen mit verschiedenen Störungen.
      Obwohl gerade im Zusammenhang mit der Hyperkinetischen Störung häufig
      der Begriff der Wahrnehmungsstörung gebraucht wird, ist eine solche
      Störung als eigenständige Diagnose in der ICD-10 nicht enthalten. Viele
      der rasch wachsenden Zahl an Testverfahren und Therapieangeboten für
      wahrnehmungsgestörte Kinder beschränken sich auf mehr oder weniger
      willkürlich herausgegriffene Muster an Auffälligkeiten, deren Bedeutung
      für das komplexe System der Wahrnehmungsfunktionen des Gehirns kaum zu
      bestimmen und deren Therapiewürdigkeit und -notwendigkeit nicht selten
      fraglich ist. Daher wird die sogenannte "ökologische
      Validität", d.h. die Alltagsgültigkeit der meisten
      Wahrnehmungstests für "normale" Kinder ohne nachweisbare
      neurologische Störungen oder Schäden (z.B. Epilepsien oder Folgen einer
      Hirnverletzung) von Experten bezweifelt. Eine grundsätzliche,
      überzufällig häufige Verbindung von Hyperkinetischer und
      Wahrnehmungs-Störung ist aufgrund der unterschiedlichen Funktionsebenen
      der relevanten Bereiche des Gehirns nicht anzunehmen. Aus diesem Grund
      haben Therapieverfahren, welche primär auf die Behandlung von
      Auffälligkeiten in der Wahrnehmung abzielen (z.B. ergotherapeutische
      Programme wie die Sensorische Integration nach A. Jean Ayres)
      keinen Effekt auf die hyperkinetische Kernsymptomatik. Auch der
      Zusammenhang von Wahrnehmungs- und Lernstörungen ist für viele Aspekte
      der Wahrnehmung weitgehend ungeklärt.   | Beide weltweit
      üblichen Diagnoseschemata (die ICD-10 der WHO sowie das DSM-IV der APA)
      kennen keine eigenständige Diagnose einer
      Wahrnehmungsstörung.  Die Reifung und Entwicklung der menschlichen
      Wahrnehmung ist in hohem Maße modular und integrativ zugleich, d.h. die
      Natur gewährleistet ein optimales Zusammenspiel der Sinne, sofern
      diese sich normal entwickeln können, versucht bei Defiziten in einzelnen
      Modalitäten jedoch einen bestmöglichen Ausgleich geschädigter
      Funktionen. Daher mussten u.a. die Vorstellungen von Jean Ayres zur
      Stufenentwicklung der Wahrnehmung weitgehend aufgegeben werden. Eine
      "künstliche Integration" von Wahrnehmung oder die Therapie von
      vermeintlichen Basisfunktionen zeigt i.d.R. deutlich weniger Erfolge als
      ein gezieltes Training einzelner Fertigkeiten bei  Defiziten
      oder beobachteten Auffälligkeiten. | 
  
    | Exkurs:  Vorbemerkung zum Thema Gedächtnis
 | Gedächtnistests sollten
      sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ein fester Bestandteil der
      Diagnostik zum Vorliegen einer Hyperkinetischen Störung sein. Die sehr
      vielfältigen und äußerst komplizierten Funktionen des menschlichen
      Gedächtnisses werden seit mehreren Jahrhunderten erforscht. Dennoch sind
      die beiden zentralen Perspektiven auf das Denken und Erinnern, nämlich
      die Frage nach dem Wo? (Struktur) und Wie? (Funktion)
      des Gedächtnisses, bis heute nur schwer in einem einheitlichen Modell
      miteinander zu verbinden. Durch sichtbare Verletzungen des Gehirns
      und/oder moderne bildgebende Verfahren (v.a. Computer-Tomographie) wissen
      wir zwar teilweise, wo bei normal entwickelten Menschen die Erinnerung
      "sitzt". Diese Ausfälle erklären uns aber kaum, wie Erinnern
      eigentlich funktioniert. Umgekehrt wurden in den letzten 100 Jahren
      zahllose psychologische Experimente durchgeführt, welche die Arten (Kurz-
      oder Langzeitgedächtnis) und Funktionen (Zwischenspeicher, Erinnerung,
      etc.) des Gedächtnisses beschreiben halfen. Sie ergeben jedoch nur ein
      Bild der Arbeitsweise des Gedächtnisses - vergleichbar der Software
      auf einem Computer -, sagen allerdings nur wenig darüber aus, wo im
      Gehirn die Hardware - d.h. der Computer - des Gedächtnisses sitzt
      und wie die Hirnareale für das Denken und Erinnern genutzt werden. Dabei ist
      das Gedächtnis für fast alle Denk- und Wahrnehmungsprozesse im
      menschlichen Gehirn von größter Bedeutung: für das Sehen (z.B. von
      Bewegung) genauso wie für das Verstehen von Sprache (Merken von Wörtern,
      bis ein Satz Sinn ergibt); wir erinnern uns an Schulwissen, an Bilder und
      Melodien und Berührungen und Bewegungsabläufe unseres Körpers; das
      Gedächtnis speichert Zeichen und ihre Bedeutungen, Informationen über
      Sinnesreize und die Gefühle, mit denen wir auf diese Reize reagieren.
      Daher kommt dem Gedächtnis natürlich auch eine entscheidende Rolle
      bei der Steuerung unseres Verhaltens zu. Die Erinnerung an einen
      Unfall lässt uns möglicherweise langsamer Radfahren, das Vergessen von
      Regeln und Verboten einen Fehler immer wieder machen. Mängel in der
      Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses behindern das Sprachverständnis
      und damit in einer durch mündliche Kommunikation gesteuerten Erziehung
      die Anpassung von Kindern an ihre soziale Umwelt. Verständnislosigkeit
      und Vergessen machen einsam, unsicher, hilflos, traurig, unruhig, wütend,
      verzweifelt, rücksichtslos - je nach Person und Umgebung. Das Gedächtnis
      ist der Schlüssel zum Menschen.   | 
  
    |  Beispiel von Zahlenreihen
 | Gedächtnistests in
      Intelligenztests sind der einfachste Zugang zur Überprüfung von
      Gedächtnisleistungen. So enthält der HAWIK-III als fakultativen
      Zusatztest das Zahlennachsprechen, der AID 2 als Pflichtteil das Unmittelbare
      Reproduzieren. Beide Subtests messen die Fähigkeit, sich Reihen von
      Ziffern merken und sie wiedergeben zu können. Der K-ABC als dritter
      großer Intelligenztest für Kinder verfügt mit von 5 von 16 Untertests
      gleich über mehrere Aufgaben zur Prüfung von Gedächtnisleistungen zu
      verschiedenen Arten von Informationen wie Bildern, Bewegungen und Zahlen.
      Auch Intelligenztests für Erwachsene, die ja meist nach den gleichen
      Prinzipien aufgebaut sind, enthalten vergleichbare Testaufgaben (HAWIE-R: Zahlennachsprechen;
      IST 2000 R: Merkaufgaben). Letztlich setzen allerdings auch die
      meisten anderen Aufgaben ein- oder mehrdimensionaler IQ-Tests ein
      funktionierendes Gedächtnis voraus, sei es bei der Frage nach
      Bildungswissen oder auch "nur" dem sprachlichen Verstehen der
      Aufgabenanleitungen.   | Gedächtnistests im
      Rahmen von IQ-Tests: - Zahlennachsprechen(HAWIK-III / AID 2 / K-ABC /
 Erwachsene: HAWIE-R)
 - WMS-III (Wechsler Memory
 Scale - 3rd Edition)
 Die WMS-III erfasst mehrere
 Teilaspekte von versch.
 Gedächtnisleistungen, die
 an die Aufgaben des
 Wechsler IQ-Tests für
 Erwachsene angelehnt
 sind.
 Die Gedächtnistests in Intelligenztests sind i.d.R.
      sehr einfach gehalten. Sie geben zwar einen bedeutsamen Aspekt der
      Intelligenz wieder, eignen sich jedoch kaum zur Diagnose spezieller
      Defizite von Gedächtnisfunktionen. | 
  
    |  Beispiel für einen Digit Ordering Test (DOT)
 | Digit Ordering Tests (DOT)
      sind neuropsychologische Testverfahren, bei welchen Ziffernreihen nicht
      nur gemerkt und vorwärts/rückwärts wiedergegeben werden müssen,
      sondern die Zahlen zudem in eine neue Reihenfolge gebracht werden sollen.
      Der für Deutschland modifizierte Adaptive Digit Ordering Test (DOT-A/B)
      nach Hoppe, Müller, Werheid, Thöne & von Cramon erlaubt die in der
      Schwierigkeit ansteigende Messung dieser Fähigkeit mittels Reihen von 3
      bis 8 Ziffern. Während die üblichen Gedächtnistests meist
      ausschließlich die Merkfähigkeit erfassen, erfordern Ordnungsverfahren
      wie der DOT-A/B die gleichzeitige Speicherung und Verarbeitung von
      Informationen. Sie geben daher besser als reine Merktests die Leistung des
      Arbeitsgedächtnisses wieder. Erste Studien mit diesem neuen Verfahren
      (seit 2000) zeigen seine Qualität im Erkennen von Personen mit
      spezifischen Auffälligkeiten im Bereich des Frontalhirns, so u.a. bei
      Parkinson-Patienten und Schädigungen des Gehirns durch Verletzungen. Da
      der präfrontale Cortex auch im Fall der Hyperkinetischen Störung
      betroffen ist, können Gedächtnistests wie der DOT-A/B wichtige
      Informationen liefern. Allerdings liegen dazu bis heute keine
      einschlägigen wissenschaftlichen Daten vor. Ob also eine
      Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses im Fall der Hyperkinetischen
      Störung zur Symptomatik zählt oder auf anderer Grundlage vergleichbare
      Symptome hervorbringt, ist bislang nicht geklärt. Zudem scheint es für
      eine eindeutige Lokalisierung der Funktionen des Arbeitsgedächtnisses im
      frontalen Cortex noch zu früh zu sein.   | Digit Ordering Tests
      wie der DOT-A/B sind Verfahren zur gezielten Messung der
      Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses. Dieses hat zwei
      zentrale Aufgaben:  die Speicherung und die Verarbeitung von
      Informationen. Da Studien die - zumindest teilweise - Lokalisierung dieser
      Gedächtnisfunktionen im frontalen Cortex gezeigt haben, ist eine
      Verbindung von entsprechenden Gedächtnisdefiziten und Hyperkinetischer
      Störung denkbar, jedoch bislang nicht schlüssig gezeigt worden. Für den DOT-A/B liegen bislang nur vorläufige
      Normen für Erwachsene vor. Gleiches gilt für den Subtest Arbeitsgedächtnis
      der TAP (vgl. Beschreibung unten). | 
  
    | Beispiel für die
      Abfolge von Ziffern auf dem Bildschirm: 
 keine Reaktion 
 keine Reaktion 
 keine Reaktion 
 Reaktion (Taste drücken) | Der Subtest Arbeitsgedächtnis der
      Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) ermöglicht wie
      der DOT-A/B eine Messung der Gedächtnisleistung, die neben der
      Speicherung eine parallele Verarbeitung der Informationen verlangt. Dazu
      soll die Testperson in der schwierigsten Variante des Verfahrens immer
      dann reagieren, wenn die gerade auf dem Monitor gezeigte Ziffer der
      vorletzten entspricht. Obwohl diese Aufgabe vielen Testpersonen zunächst
      sehr schwierig erscheint, hat die zugrunde liegende Fähigkeit im Alltag
      große Bedeutung. Können wir nämlich zwei vorangegangene Wissensinhalte
      nicht unabhängig voneinander im Gedächtnis behalten und mit einer
      dritten Information in Verbindung bringen, folgen daraus erhebliche
      Schwierigkeiten beispielsweise beim Verstehen von Sprache. Ein im
      Deutschen üblicher Satz wie "Das Haus, das auf der Wiese steht, ist
      grün" kann in diesem Fall nicht verstanden werden, denn die
      Information über die Farbe überschreibt quasi die Information über den
      Gegenstand. Trotzdem werden von solch massiven Gedächtnisstörungen
      betroffene Kinder selbst in der Schule oft nicht erkannt, da sie
      vielfältige Strategien entwickeln, ihr Nichtverstehen teilweise
      auszugleichen (Bilder, Notizen, etc.) oder es zu überspielen (Ablenkung,
      beliebige Tätigkeit o.ä.). Wahrscheinlich sind unterschiedliche
      Störungen der Gedächtnisfunktionen viel häufiger als diagnostiziert,
      zumal das menschliche Gehirn viele Einzelleistung mit hochdifferenzierten
      Prozessen erbringt. Beschleunigen diese vielfältigen festen Prozesse im
      Normalfall die Hirnfunktionen, da sie in bestimmten Gehirnarealen in immer
      gleicher Weise ablaufen und daher gut geübt sind, so ist die
      Überprüfung aller Teilfunktionen bei Auffälligkeiten kaum möglich.
      Dennoch lohnt es sich angesichts der Symptome von Unaufmerksamkeit und
      Hyperaktivität, in einfacheren Tests wie DOT oder TAP beobachteten
      Defiziten in der Gedächtnisleistung nachzugehen, da mangelndes Verstehen
      v.a. bei Kindern ganz natürlich Desinteresse, Ablenkung und alternative
      Aktivitäten zur Folge hat.   | Der TAP-Untertest
      zum Arbeitsgedächtnis ist ein brauchbares Verfahren (Normen für
      Erwachsene), um Auffälligkeiten
      in der parallelen Speicherung und Verarbeitung von Informationen
      aufzudecken. An ihn können sich bei Anzeichen von
      Störungen der Gedächtnisfunktionen andere neuropsychologische
      Testverfahren anschließen. Auf eine Diagnostik der Gedächtnisleistung im
      Rahmen der Untersuchung einer Hyperkinetischen Störung sollte bei
      Kindern und Jugendlichen keinesfalls verzichtet werden. Bei
      Erwachsenen ist sie dann unerlässlich, wenn über Symptome mangelnder
      Aufmerksamkeit und Konzentration geklagt wird. Wichtig ist - vergleichbar
      kognitiven Einschränkungen bei Teilleistungsstörungen -, dass das
      Ergebnis eines Gedächtnistests im Verhältnis zu anderen geistigen
      Leistungsmaßen (z.B. dem Prozentrang in einem Intelligenztest)
      gesehen wird. Das gezielte Training von Gedächtnisfunktionen ist auch
      im Erwachsenenalter eine sinnvolle therapeutische Maßnahme, sowohl zur
      Wiederherstellung verlorener Leistungsfähigkeit als auch zum Erhalt
      kognitiver Funktionen. | 
  
    |   
      Beispiel für ein nur teilweise enthülltes Bild (hier:
      Sonne mit Gesicht) | Fragmentierter Bildertest (FBT): Der
      FBT ist ein neueres Testverfahren, das sowohl Wahrnehmungs- als auch
      Gedächtnisleistungen erfasst. Es funktioniert im Prinzip wie das Spiel
      "Dalli-Klick" der populären Fernsehshow "Dalli
      Dalli", die Hans Rosenthal in den Siebziger Jahren moderierte:
      Darstellungen werden nach und nach enthüllt; Aufgabe ist es, möglichst frühzeitig
      - mit nur  wenigen Informationen - den zeichnerisch in seinen
      Konturen abgebildeten Gegenstand zu benennen. Durch eine Wiederholung der
      Bilderreihe können in einem zweiten Durchgang Lerneffekte festgestellt
      werden, die Rückschlüsse auf Gedächtnisfunktionen zulassen.
      Vergleichbar dem Digit Ordering Test (DOT, s.o.) trennt der FBT
      zwischen gesunden Testpersonen und solchen mit neuropathologischen
      Auffälligkeiten (hier: Epilepsie, Demenz oder diffuse, in Ausmaß und
      Ursache nicht eindeutig abgrenzbare Schädigungen des Gehirns). Eine
      spezielle Normierung für Menschen, die an einer Hyperkinetischen Störung
      leiden, gibt es bislang nicht. Allerdings umfassen die Normwerte des
      Verfahrens Daten für Kinder ab 10 Jahren sowie für Erwachsene bis über
      70 Jahre.   | Testverfahren wie FBT
      oder DOT sind praktische, nicht auf Computer gestützte Tests zur
      Überprüfung von Aspekten der Gedächtnisleistung. Problematisch sind sie
      v.a. aufgrund unzureichender Normierung bzw. Daten zur Abgrenzung
      von einzelnen Störungsbildern. Für Kinder existieren nicht selten
      überhaupt keine Normen. Dennoch sind Verfahren zur Überprüfung der
      Leistungen des Arbeitsgedächtnisses einfachen Merkfähigkeitstests ohne
      eine Komponente der Informationsverarbeitung vorzuziehen, da die Merkfähigkeit
      nur eine Seite der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses aufzeigt. | 
  
    |  | Überprüfung der motorischen
      Leistungen   |  | 
  
    |  Abbildung einer Aufgabe aus der LOS KF 18
 | Lincoln-Oseretzky-Skala -
      Kurzform (LOS KF 18): Die Lincoln-Oseretzky-Skala gehört zu den
      Klassikern unter den Motoriktests, ist allerdings bereits etwas älter (2.
      Aufl. der Kurzform: 1974) und daher hinsichtlich ihrer Normierung heute
      kritisch zu betrachten. Dennoch bietet die Kurzform mit ihren 18 Aufgaben
      ein soliden Überblick über die motorischen Leistungen von Kindern
      zwischen 5 und 13 Jahren. Die Ergebnisse einer Testung mit der LOS KF 18
      können Ausgangspunkt einer weiterführenden Diagnostik sein, aber auch
      Grundlage einer gezielten motorischen Förderung bei Defiziten. Da
      heutzutage viele Kinder aufgrund des veränderten Spielverhaltens unter
      Bewegungsmangel leiden, sollten beobachtete motorische Defizite zunächst
      weniger als Störung verstanden werden, sondern vielmehr als Mangel an
      motorischer Übung bei ansonsten normaler Entwicklung. Abgesehen von der
      durch die erhöhte Impulsivität hyperaktiver Kinder bedingten
      Schwierigkeit, insbesondere komplexe motorische Prozesse richtig
      auszuführen, ist trotz des Vorliegens einer Hyperkinetischen Störung
      nicht automatisch von motorischen Beeinträchtigungen auszugehen.   | Die Testung der
      Motorik ist ein aufwendiges Unterfangen. Vorgänge der Reifung und
      Entwicklung greifen hier stark ineinander. Damit stellt die Natur
      sicher, dass komplexe Bewegungsmuster, die für das (Über-)Leben eines
      Menschen wichtig sind (z.B. Gehen) weitgehend auch dann zur Verfügung
      stehen, wenn in der Entwicklung die Übung zu kurz kommt. Allerdings hat
      das Training von Bewegung einen großen Einfluss auf die Optimierung
      von Bewegungsabläufen. Es ist daher sehr schwer, die Resultate bei
      Motoriktests auf spezifische Ursachen in der Entwicklung zurückzuführen.
      Die Diagnose von Störungen der Motorik sollte daher Experten vorbehalten
      sein, d.h. entsprechend erfahrenen Neuropsychologen und/oder Fachärzten. | 
  
    |  Abbildung aus dem MOT 4-6
 | Motoriktest für vier- bis
      sechsjährige Kinder (MOT 4--6): Der MOT 4-6 ist ein der LOS KF 18
      vergleichbarer Test zur Erfassung motorischer Fertigkeiten von Kindern im
      Alter von 4 bis 6 Jahren. Die Normdaten der zweiten Auflage von 1987 sind
      aktueller als die der LOS KF 18. Auch für dieses Testverfahren gilt:
      Abweichungen von den Normen können allenfalls als diskrete Hinweise auf
      Entwicklungsstörungen o.ä. verstanden werden. Die Diagnose einer
      Störung der Motorik, wie sie z.B. bei einer Zerebralparese (u.a.
      spastische Lähmungen, Muskeltonusstörungen, etc.) vorliegt, bedarf einer
      umfangreicheren und detaillierteren fachärztlichen und
      neuropsychologischen Diagnostik.   | Der MOT 4-6
      deckt als Motoriktest den Altersbereich unterhalb der LOS KF 18 ab. Für
      ihn gelten die gleichen Qualitäten, aber auch Einschränkungen wie für
      die LOS KF 18. Die Aufgaben des MOT 4-6 sind allerdings kindgerechter.
      Bei geistig Behinderten ist eine Testung bis zum Alter von 8 Jahren
      möglich. | 
  
    |  Titelbild des Buches von Barbara Cardenas
 | Diagnostik mit Pfiffigunde ist
      ein einfaches und - im Gegensatz zu den oben beschriebenen Verfahren -
      sehr billiges Testverfahren zur Erfassung einzelner motorischer
      Fertigkeiten (Schreibmotorik), visueller Wahrnehmungsprobleme und der
      Händigkeit. Das seit 2000 in 7. Auflage lieferbare Buch enthält die
      nötigen Kopiervorlagen und bedarf keiner zusätzlichen testspezifischen Materialien und
      Protokollbögen. Allerdings verfügt die Diagnostik mit Pfiffigunde
      nicht über brauchbaren Normen und ist daher selbst zur tendenziellen
      Diagnose von Störungen der Motorik nicht geeignet. Bei entsprechenden Auffälligkeiten
      ist die Testung mit standardisierten Verfahren zwingend notwendig, um eine
      sichere diagnostische Grundlage zu schaffen.   | Die Diagnostik mit
      Pfiffigunde ist ein kindgerechtes Verfahren zur Beurteilung der für die
      Kulturtechniken des Lesens und Schreibens nötigen Basisfertigkeiten.
      Es eignet sich auch als Lektüre für interessierte Eltern. | 
  
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